Christliche Feiertage

In Erinnerung an das Leben Jesu Christi

Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Pfingsten – unabhängig von der sinkenden Bedeutung der kirchlichen Feiertage, bestimmen sie den Rhythmus des Alltags und der Öffentlichkeit ebenso, wie die private Freizeit- und Ferienplanung. Bis heute strukturieren die Festzeiten des Kirchenjahrs die Kalender nicht nur der Kirche, sondern auch des gesellschaftlichen und privaten Lebens. Die Feiertage machen allerdings auch deutlich: Lebenszeit ist nicht nur Chronologie. Zeit will sinnvoll und strukturiert verbracht werden.

Das Kirchenjahr beginnt nicht mit dem kalendarischen Jahreswechsel, sondern mit dem Advent, der Ankunft Gottes durch die Geburt Jesu. Die Woche fängt nach christlicher Zählung nicht mit dem ersten Arbeitstag an, sondern mit dem sonntäglichen Ruhetag. Im Gegensatz zur ökonomischen Logik «Erst die Arbeit, dann das Vergnügen» spiegelt sich in der biblisch-christlichen Zeitstruktur Gottes menschenfreundliche Heilsordnung wider.

Die grossen christlichen Feste erinnern feierlich an Ereignisse im Leben von Jesus Christus. An Weihnachten (25. Dezember) wird seiner Geburt, an Karfreitag (dem Freitag vor Ostern) seines Todes am Kreuz, an Ostern (Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling) seiner Auferstehung und an Auffahrt (40. Tag nach Ostern) seiner Rückkehr zum Vater gedacht. Pfingsten (50. Tag nach Ostern) hat keinen direkten Bezug zu Jesus Christus, sondern erinnert an die Begabung der Apostel durch den Heiligen Geist (Apostelgeschichte 2,1–13). Die beiden Hauptfeste Weihnachten und Ostern strukturieren zwei «Festkreise», die die beiden Säulen des Kirchenjahres darstellen.

Das Kirchenjahr bietet eine Agenda, sich Leben und Werk Christi kontinuierlich zu vergegenwärtigen – im gemeinsamen Gottesdienst, in der persönlichen Bibellektüre sowie im Gebet.

Advent als Zeit der Ankunft

Warten auf die Geburt Jesu

Im Advent bereiten sich Christinnen und Christen auf das Fest der Geburt Jesu, Weihnachten, vor. Der erste Advent ist stets der erste Sonntag nach dem 26. November. Das durchgängige Motiv der Adventszeit ist die Erwartung der Ankunft des Messias, der Gerechtigkeit und Frieden herstellt. Symbolisch für Jesus als Licht der Welt zünden Menschen vielerorts Kerzen auf dem Adventskranz an. Advent bedeutet übersetzt Ankunft.

Die vier Adventssonntage haben jeweils unterschiedliche christliche Botschaften: Der erste Advent thematisiert die erwartete Wiederkunft Christi am Ende aller Tage. Am zweiten und dritten Advent steht Johannes der Täufer im Mittelpunkt. Der vierte Adventsonntag erzählt häufig von der Vorfreude auf die Geburt Christi. Die Adventszeit endet am Abend des 24. Dezembers.

Heiligabend und Weihnachten

Die Geburt Jesu Christi feiern

Weihnachten gehört zusammen mit Ostern, Christi Himmelfahrt und Pfingsten zu den höchsten Festen der Christenheit. An Weihnachten feiern die Reformierten die Geburt von Jesus Christus, in dem Gott Mensch geworden ist. Die Weihnachtszeit beginnt mit Heiligabend am 24. Dezember und dauert bis zum Epiphaniassonntag. Der Weihnachtstag ist kalendarisch immer der vierte Tag nach der Wintersonnenwende. Weihnachten war daher früher auch das Fest, bei dem die Rückkehr der Sonne nach dem dunkelsten Tag gefeiert wurde. Im Weihnachtsgottesdienst wird traditionell die Geschichte der Geburt Jesu aus dem Lukasevangelium vorgelesen oder als Krippenspiel dargestellt (Weihnachtsgeschichte).

Passionszeit

Erinnerung an Jesu Leidensweg und offen Werden für Gott

Mit dem Aschermittwoch beginnt die Passionszeit. Das Wort Passion leitet sich vom lateinischen Begriff passio, zu deutsch Leiden, ab. Christinnen und Christen erinnern sich in den rund sieben Wochen (40 Tagen) vor Ostern an die Leidensgeschichte Jesu: die Verurteilung, den Verrat und die Kreuzigung. Die Geschichte von Jesu Leiden und Sterben wird in den Evangelien in den sogenannten Passionsgeschichten erzählt.

Die Passionszeit wird auch oft Fastenzeit genannt, da viele Menschen in diesen Wochen fasten oder sich Zeit für Besinnung und Gebet nehmen. Fasten bedeutet, freiwillig für eine gewisse Zeit auf etwas zu verzichten. Meistens geht es dabei um Essen und Trinken, in den letzten Jahren sind weitere Varianten wie Fastenreisen, Klimafasten und Verzicht auf Smartphone und Social Media dazugekommen. In der Bibel fasteten Menschen zum einen als Ausdruck von Trauer und Sühne, zum anderen zur Vorbereitung auf eine Begegnung mit Gott. Beides hat sich in der Tradition der Kirche fortgesetzt. Heute erlebt das Fasten als als eine Möglichkeit, eine spirituelle Zeit zu gestalten, um offen für die Begegnung mit Gott zu sein, ein Revival. Fasten bedeutet aus dem Alltag auszubrechen, Raum für einen Neuanfang zu schaffen. Christinnen und Christen entdecken den alten Begriff  der Umkehr neu, als eine Möglichkeit, ihr Leben wieder zu ordnen oder ihm eine neue Richtung zu geben.

Ostern

Freudenfest zur Auferstehung Jesu

Ostern ist das älteste und wichtigste Fest der Christenheit. Darin feiern Christinnen und Christen die Auferstehung Jesu, und damit den Sieg des Lebens über den Tod.

Das Osterfest findet frühestens am 22. März, spätestens am 25. April statt. Der Ostersonntag ist immer der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang. Die Wurzeln von Ostern liegen im jüdischen Passah-(Pessach)-Fest. Die Osterzeit beginnt mit dem Ostermorgen und endet 50 Tage später mit Pfingsten.

In der Woche vor Ostern, der sogenannten Karwoche, erinnern sich Christinnen und Christen an die Passion, den Leidensweg Jesu bis zu seinem Tod. Darin liegen das letzte Abendmahl (Gründonnerstag) und der Tag der Kreuzigung und des Todes Jesu (Karfreitag).

Auch in vielen reformierten Kirchen wird die Osternacht gefeiert. In dieser Nacht (Karsamstag) wird aus der Trauer über Jesu Tod Freude. In der Osternacht entzündet die Gemeinde deshalb eine Osterkerze, die die ganze Freudenzeit hindurch bis Pfingsten brennen wird. Die Gottesdienste am Ostersonntag und Ostermontag werden mit viel Gesang und Kerzenlicht gefeiert. Die Osterwoche rückt danach die Jünger in den Mittelpunkt, die von Jerusalem nach Emmaus wandern und erst beim gemeinsamen Essen Jesus wiedererkennen.

Auffahrt

Abschied vom irdischen Christus

Am 40. Tag nach Ostern liegt der christliche Feiertag Auffahrt. Er erinnert die Gläubigen an die Aufnahme Jesu Christi in den Himmel, in den Herrschaftsbereich Gottes.

Vor den Augen seiner Jünger wurde Jesus 40 Tage nach seiner Auferstehung und seiner Ankündigung der Ausgiessung des Heiligen Geistes auf diese Art und Weise entrückt und kehrte zu seinem himmlischen Vater zurück. Davon berichtet die Apostelgeschichte (Kap. 1,8-9): «Ihr werdet aber Kraft empfangen, wenn der heilige Geist über euch kommt, und ihr werdet meine Zeugen sein, in Jerusalem, in ganz Judäa, in Samaria und bis an die Enden der Erde. Als er dies gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.»

Seit Auffahrt ist für Christen der Himmel dort, wo Jesus Christus ist. Zahlreiche Kirchengemeinden verbinden mit diesem Feiertag eine Wanderung oder einen Ausflug und feiern Gottesdienst im Freien. Dies soll sinnbildlich daran erinnern, dass Jesus Christus jederzeit und überall ist.

Pfingsten

Urdatum der Kirche

Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes. Es wird stets 50 Tage nach dem Ostersonntag gefeiert. In der Bibel erzählt die Apostelgeschichte vom Pfingstereignis: Erfüllt vom Heiligen Geist fangen die Jünger an zu predigen und in fremden Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen eingab (Apg 2,4).
Petrus verbindet in seiner Pfingstrede das Ereignis mit einem Aufruf zu Umkehr und Taufe. Viele Menschen lassen sich an diesem Tag taufen.

Pfingsten ist somit das Urdatum der Kirche, ihr Beginn. An diesen Feiertagen begehen Christinnen und Christen den Geburtstag der Kirche.

Der Pfingstgeist oder Heilige Geist hält Jesus unter den Gläubigen lebendig. Er wird in der Bibel wie ein Wind beschrieben. Man sieht ihn zwar nicht, aber man spürt ihn. Er verbindet, befreit, öffnet die Augen für Unrecht und den Mund für die Wahrheit. Der Heilige Geist ist auch der, der aus dem Tod ins Leben ruft. Sein Symbol ist seit dem Mittelalter die Taube.

Eidgenössischer Dank-, Buss- und Bettag

Der ökumenische und interreligiöse Feiertag

Dank- und Bussfeiern sind schon im Alten Testament bezeugt und leben in jüdischen Traditionen und Festen fort. Sie haben auch im Christentum einen festen Platz gefunden. Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag ist in der Schweiz ein staatlich angeordneter überkonfessioneller Feiertag, der von den Kirchen und der Israelitischen Gemeinschaft jeweils am dritten Sonntag im September gefeiert wird. Er ist also ein religiös-politischer Feiertag.

Die Entstehung des Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettags ist eng mit der Gründung des Schweizerischen Bundesstaates von 1848 verbunden. Der Bettag sollte die gemeinsame christliche Tradition und Verwurzelung betonen und die Toleranz und den Respekt gegenüber Andersgläubigen und politisch Andersdenkenden fördern. Diese Einheit wurde und wird unterstrichen durch das gemeinsame Singen des Schweizerpsalms. Zur Bettagstradition gehören auch sogenannte Bettagsmandate zu aktuellen gesellschaftlichen Themen. Kantonsregierungen veröffentlichten jeweils eine Botschaft, das Bettagsmandat, eine Tradition, die bis heute von politischen und kirchlichen Organisationen gepflegt wird. An einzelnen Orten wird heute der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag in Erweiterung nicht nur als ökumenischer Festtag begangen, sondern als interreligiöse Feier.

Reformationssonntag

Erinnerung an die Errungenschaften der Reformation 

Der Reformationssonntag wurde 1986 landesweit durch Beschluss der Vorläuferorganisation des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (heute EKS) eingeführt. Er ist ein Gedenktag: Die Schweizer Reformierten erinnern sich am ersten Sonntag im November an die Reformation, also an jene Ereignisse des frühen 16. Jahrhunderts, die schliesslich zur Trennung der sogenannten protestantischen Kirchen von der römisch-katholischen Kirche führten. Am Reformationssonntag steht die dankbare, aber auch kritische Rückbesinnung auf die zentralen Erkenntnisse und Ereignisse der Reformation im Zentrul. Im Sinne der ecclesia semper reformanda wird vielerorts in Gottesdiensten die stete Reformationsbedürftigkeit der Kirche aufgegriffen. Wie können die Erkenntnisse der Reformation in die Gegenwart und Zukunft übertragen werden?

Ewigkeitssonntag 

Gedenktag und Ende des Kirchenjahres

Der Ewigkeitssonntag (früher Totensonntag genannt) bildet den Abschluss des evangelisch-reformierten Kirchenjahres. Es handelt sich um den letzten Sonntag vor dem 1. Advent.

Am Ewigkeitssonntag gedenkt die Kirchgemeinde der Verstorbenen. Viele reformierte Gemeinden veranstalten dazu besondere liturgische Feiern, bei denen Kerzen für im laufenden Jahr verstorbenen Menschen angezündet werden und ihre Namen genannt werden. Manche Gemeinden halten Andacht auf dem Friedhof und hören dort die Botschaft von der Auferstehung. Leben und Sterben, Vergänglichkeit, Versöhnung sowie die Hoffnung auf Auferstehung sind zentrale Themen am Ewigkeitssonntag. Neben dem Totengedenken wird  auch zu einem bewussteren Umgang mit der Lebenszeit ermutigt.