So machte Tveit klar, dass die Ökumene kein Relikt aus dem 20. Jahrhundert sei, das in der aktuellen globalisierten und digitalisierten Welt keine Bedeutung mehr hat. Der scheidende ÖRK-Generalsekretär sieht die ökumenische Bewegung siebzig Jahre nach Gründung des ÖRK1948 vielmehr auf einem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens. Im Laufe der letzten Jahre haben sich die Beziehungen zwischen dem ÖRK und der Römisch-Katholischen Kirche, sowie den freikirchlichen und pfingstlichen kirchliche Verbänden und Bewegungen verbessert. Der ÖRK hat viele Kontakte zur themenorientierten Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen für Entwicklung, Katastrophenhilfe und Gesundheit geknüpft. Dadurch können sich die Kirchen direkt für bedürftige Menschen einsetzen.

Der ÖRK betrachtet sein institutionelles Leben und seine Arbeit als eine Glaubensreise zum Reich Gottes, Reich der Gerechtigkeit und des Friedens. Die Ökumene ist eine Erneuerungsbewegung der Kirchen, die Einheit durch gemeinsames Zeugnis und Dienst finden will. Diese dynamische Vision einer Reise gibt der ökumenischen Bewegung Richtung und belebt sie. Kinderrechte, Gesundheit und Heilung, Gendergerechtigkeit, Migration, Kampf gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit: Hier wollen sich ÖRK, Global Christian Forum und Römisch-Katholische Kirche zusammen noch intensiver und konkreter engagieren.

«Der ÖRK ist ein Akteur einer polyzentrischen ökumenischen Bewegung, eines Netzwerks aus Kirchen, ökumenischen Organisationen und Gruppierungen», so Olav Fykse Tveit weiter. Er betont «die grosse Bedeutung der Ökumene und den wichtigen Beitrag, den der Ökumenische Rat der Kirchen dazu leistet» und weist darauf hin, dass Ökumene wichtiger denn je ist. Ebenso wichtig: Die Fähigkeit zur Selbstkritik und die Bereitschaft von den Menschen zu lernen, besonders von denen am Rande der Gesellschaft. «Ökumene ist der Geist Gottes, der in uns, Individuen und Glaubensgemeinschaften, wirkt und uns regelmässig zu neuer Offenheit und Authentizität bekehrt», fasste Tveit abschliessend das grosse Anliegen zusammen.

Gottfried Locher, Ratspräsident des Kirchenbunds, bedankte sich bei Olav Fykse Tveit für seine Ansprache. «Als Kirchen ist es also unsere Aufgabe, uns untereinander über den Glauben heute zu beraten und die Zusammenarbeit zu suchen. Die Kirchen müssen einander helfen, ihre Rolle in der Welt besser zu erkennen. Der ÖRK gibt dafür den Rahmen. Dafür sind wir Ihnen sehr dankbar».