Vor dem Hintergrund des Flüchtlingssonntags eröffnete Synodepräsidentin Evelyn Borer die Sommersynode der EKS in Olten mit einem Appell: «Wir müssen tun, was in unserer Macht steht. Auch viele kleine Schritte können die Welt verändern». Einer dieser Schritte ist, die Resettlement-Politik des Bundesrats zu unterstützen. Die Präsidentin der EKS, Rita Famos: «Wenn alles gut geht, können wenigstens 1600 besonders schutzbedürftige Menschen pro Jahr bei uns unterkommen. Ich bin sicher, dass auch wir als Kirche die Behörden unterstützen werden, wo wir können.» Ein anderer Schritt liegt darin, über bewährte Netzwerke die Kirchengemeinschaft zu stärken: Diese Botschaft übermittelte die EKS-Präsidentin den Synodalen in Olten anhand von Fotos, die Begegnungen der letzten Monate im Auftrag ihres Amtes zeigen. Sei es die Reise einer Delegation von EKS und HEKS in den Libanon, die westfälische Synode, die Synode in Bellinzona oder die bewegende Stolperstein-Setzung in Bern für den 1942 ermordeten jüdischen Viehhändler Arthur Bloch – sie alle zeigten, dass die EKS mit ihren drei Ebenen, ihren Werken, ihren ökumenischen und interreligiösen Beziehungen eine eigene Kraft sei, die sich zum Powerplay entwickeln könne.

Workshops als neues Format

Die EKS und ihre Mitgliedkirchen voranzubringen ist auch das Ziel von drei strategischen Ausschüssen, in denen Fachexpertinnen und -experten, Kirchenleitungsmitglieder und Synodale unter der Leitung eines Ratsmitglieds der EKS an den drei Handlungsfeldern arbeiten. Es geht um Kommunikation, Bewahrung der Schöpfung sowie Bildung und Berufe. In Olten wurden die Synodalen erstmals in Zwischenberichten umfassend über deren Fortschritt orientiert. Die zahlreichen Voten in der Plenumsdiskussion machten deutlich, dass die Themen bewegen. Notabene die Bewahrung der Schöpfung erachteten viele Synodale als Chance, in der öffentlichen Diskussion über Klimaschutz den Mehrwert der Kirche aufzuzeigen, einer Kirche, die «das Leben feiert». Es wurde angeregt, das Thema in Form einer Klimasynode oder an einem Kirchentag aufzugreifen. Die Diskussionen wurden anschliessend in Workshops vertieft. Das neue Format wurde positiv gewürdigt und von den Synodalen rege genutzt, ganz im Sinne des Rates EKS, dem der Dialog mit den Mitgliedkirchen am Herzen liegt.

Neuer Blog des Kompetenzzentrums Theologie und Ethik

An der Synode wurde zudem über das neue Blog-Format des Ende 2022 eingerichteten Bereichs Theologie und Ethik als Kompetenzzentrum der EKS berichtet. Eine wichtige Zielsetzung liegt in der Kommunikation und der Verbreitung der EKS-Positionen und Grundlagenpapiere. Rats-Vizepräsident Pierre-Philippe Blaser: «Wir tun all dies nicht einfach deshalb, weil wir moderner oder sichtbarer werden möchten. Wir tun es vor allem deshalb, weil wir in dieser dialogischen Art einen Stil erkennen, der das Evangelische und das Reformierte unserer Kirchen voranbringen kann und mit unseren Wurzeln in direkter Verbindung steht». Der Blog ist seit Pfingstmontag in Betrieb.

Engagiert diskutiert wurde an der Synode zudem die Frage, wie sich die Seelsorge im Gesundheitswesen entwickeln soll. Vorerst nahm die Synode den mündlichen Bericht des Rates zum Postulat von Esther Straub (ZH) zur Kenntnis. Zum möglichen Aufbau einer nationalen Koordinationsstelle in ökumenischer Trägerschaft hatten sich 16 Mitgliedkirchen in einem Vernehmlassungsverfahren geäussert; die Rückmeldungen zeigen ein heterogenes Bild und werden nun im Detail ausgewertet.

Ökumene im Blick

Weiter diskutierten die Synodalen den Bericht zur Präsenz der EKS an der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen ÖRK in Karlsruhe 2022. Ratsmitglied Claudia Haslebacher sprach von einem «wahrlich bunten Blumenstrauss an Aktivitäten», die in Karlsruhe umgesetzt werden konnten. Der Rat der EKS wertet dieses Projekt als vollen Erfolg. Umso mehr bedauert er, dass es in den Medien nicht stärkere Beachtung fand. Im Kapitel «Zukunftsperspektiven» werden der ökumenische Dialog, der Kampf gegen den Klimawandel und die Multikulturalität unserer Gesellschaft als Themen genannt, die in den kommenden Jahren auch für die EKS wichtig sein dürften. Claudia Haslebacher appellierte an die Synodalen, diese Themen auch in ihren Kirchen zur Sprache zu bringen.

Die Synodalen haben zudem wie vom Rat beantragt die Motion von Michel Müller (ZH) betreffend die Suspendierung der Russisch-Orthodoxen Kirche ROK aus dem ÖRK abgeschrieben. Rita Famos betonte, dass die Motion, auch wenn ihr nicht direkt entsprochen wurde, viel ausgelöst habe, vorab im ÖRK. Famos vertritt ab Juli 2023 die EKS im Zentralausschuss des ÖRK. Sie versprach, zusammen mit anderen Mitgliedern des Ausschusses darauf zu achten, dass der ÖRK sein «offenes Fenster nach Moskau» nutze, um die theologische Kritik an der Führungsriege der ROK aufrecht zu erhalten. Der Motionär sieht sein Hauptanliegen, die Prüfung einer Suspendierung, als erfüllt an, appellierte indes an die EKS-Präsidentin, im ÖRK Druck zu machen, der «wirklich weh tut».

Ein Leuchtturm der Ökumene ist das Ökumenische Institut Bossey in Genf, mit dem die EKS seit Jahrzehnten verbunden ist. Christinnen und Christen unterschiedlicher Konfessionen aus der ganzen Welt studieren und leben im Institut. Die Synode hat beschlossen, für Bossey und seinen Stipendienfonds 2024 eine Sammlung mit der Zielsumme von 60‘000 Franken durchzuführen. Der Rat EKS hat zudem entschieden, jährlich eine Studierende oder einen Studierenden aus der Schweiz mit einem Stipendium zu unterstützen. Claudia Haslebacher ermunterte die Synodalen, interessierte Personen auf dieses Unterstützungsangebot aufmerksam zu machen.

HEKS im Dialog mit den Kirchen

Am letzten Sitzungstag nahm die Synode auch den Bericht «Das Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz HEKS im Dialog mit den Kirchen» zur Kenntnis. Im Vorfeld der Fusion der beiden Hilfswerke HEKS und Brot für alle, die im Januar 2022 vollzogen wurde, waren Befürchtungen laut geworden, dass sich das neue Werk HEKS von den Kirchen wegbewegen könnte. Der darauf eingeleitete zweijährige Dialogprozess wurde von allen Seiten als konstruktiv und fruchtbar wahrgenommen, er müsse aber weitergehen, sagte Lilian Bachmann, die den Rat EKS im Stiftungsrat HEKS vertritt. «Es ist ein Zwischenschritt». Michel Müller (ZH) plädierte für eine stärkere Beteiligung der Kirchenleitungen auf diesem Weg – die Kirchlichkeit sei auch Aufgabe der Kirchen, nicht nur des HEKS. Zudem müsse die humanitäre Hilfe als Brücke in die Strategie des HEKS integriert werden. Heinz Fäh (SG) machte sich stark für eine stärkere Unterstützung der Missionsorganisationen durch kirchliche Gelder.

Die Synode bewilligte die reguläre Zielsumme des HEKS für 2024 von unverändert  2‘448‘960 Franken sowie die Zielsumme für den Flüchtlingsdienst von 1‘035‘000 Franken.

Die Synode hat ausserdem

  • die Rechnung 2022 gutgeheissen, die vorab wegen der Börsenentwicklung mit einem Aufwandsüberschuss von knapp 130 000 Franken schliesst,
  • den Sockelbeitrag 2024 an die Missionsorganisationen Mission 21 und DM in Höhe von insgesamt 965’750 Franken gutgeheissen und
  • verschiedene Wahlen vorgenommen: Der Bündner Pfarrer Christoph Zingg ist neu Präsident der Geschäftsprüfungskommission. Er folgt auf Annelies Hegnauer, die Ende Juni 2023 aus der Synode und somit aus dem Präsidium der GPK ausscheidet. Neu in die GPK gewählt wurde Corinne Duc (ZH). Zum Präsidenten der Kommission für die Gesprächssynode wurde Roman Baur (ZH) gewählt. Walter Schmid wurde als Präsident des Stiftungsrates HEKS für die Amtsdauer 2024–2027 bestätigt; als Mitglieder des Stiftungsrats wurden zudem Nicole Bardet, Jean-Luc Dupuis, Simone Fopp Müller, Pierre Jacot und Michèle Künzler bestätigt. Mit der Wahl von Catherine Berger als Vertreterin der EKS ist auch der Stiftungsrat fondia – Stiftung zur Förderung der Gemeindediakonie Hingegen scheidet Claudia Haslebacher, wie bereits angekündigt, auf Ende 2023 aus dem Rat EKS aus. Haslebacher begründete diesen Schritt vor den Synodalen mit familiären Gründen und einem gesundheitlichen Vorfall in ihrem engsten Umfeld. «Der Entscheid ist mir nicht leicht gefallen. Ich werde Sie vermissen.» Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger wird an der Novembersynode gewählt.

Die Sommersynode fand auf Einladung der EKS und der Evangelisch-Reformierten Kirche Kanton Solothurn statt. Am Montagabend kamen die Synodalen in den Genuss einer Stadtführung und wurden von Frau Landammann Brigit Wyss und dem Stadtpräsidenten von Olten, Thomas Marbet, begrüsst. Die nächste Synode findet vom 5. bis 7. November in Bern statt. Dannzumal wird eine vertiefte Diskussion über die Rolle der Missionsorganisationen geführt werden können; die Rückmeldungen aus den Kirchen werden derzeit ausgewertet. Ebenfalls im November wird der Rat EKS das Resultat der Abklärungen mit dem Johanniterorden über eine assoziierte Mitgliedschaft vorstellen. Über die Weiterarbeit am Dossier Schutz der persönlichen Integrität wird 2024 berichtet. 2024 geht es auf Einladung der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Neuenburg vom 9. bis 11. Juni 2024 nach Neuenburg. Die Herbstsynode findet wiederum in Bern statt, vom 4. bis 5. November 2024.