Er gehört für mich zu den Menschen, die es geschafft haben, den Schwung dieser inneren Jugend auch in schwierigen Zeiten wachzuhalten und seinen Überzeugungen lebenslang zu folgen. Er verlieh seinen Träumen stets Flügel. Solch beflügelte Menschen als Wegbegleiter brauchen wir jetzt.

Denn vielen von uns, Jungen wie Alten, ist in den letzten vierzehn Monaten dieser jugendliche Elan der Beweglichkeit und Innovationsfreude, des Mutes und manchmal auch des Übermutes abhandengekommen. Corona hat uns allen gewaltig die Flügel gestutzt.

Um der viralen Gefahr zu trotzen, zogen wir uns zurück, entfernten uns voneinander. Die Jungen haben sich aus Verantwortung den Alten und Vulnerablen gegenüber eingeschränkt, die Alten wurden aus Angst vor Ansteckung eingesperrt.

Langsam taucht am Horizont das Ende der Krise auf. Die Anzahl der Geimpften nimmt zu, die Zahl der täglichen Neuinfektionen und Hospitalisierungen ab. Alle Gruppen unserer Gesellschaft sollen ihre Freiheiten zurückerhalten.

Mir liegen zwei Prioritäten am Herzen:

  1. Die Lockerungsschritte für 16- bis 25-Jährige sollten nun im Fokus stehen. Es geht um höhere Teilnahmezahlen bei Versammlungen, im Sport und um Präsenzunterricht an Hochschulen. Ermöglichen wir den Jungen etwas reale Gemeinschaft. Zu lange wurden ihre psychischen, sozialen und ökonomischen Folgen ausgeblendet. Dabei werden sie die Konsequenzen der Pandemie am längsten zu tragen haben. Junge Menschen brauchen deshalb jetzt ihre Freiräume zurück, um ihren Visionen und Ambitionen für die Zukunft wieder Flügel zu verleihen.
  2. Öffnen wir die Einrichtungen von Senioren und Menschen mit Beeinträchtigung: Sie brauchen den Kontakt mit ihren Lieben. Er gibt ihnen die notwendige Geborgenheit, den gedanklichen und emotionalen Austausch, den sie zur Bewältigung ihrer besonderen Situation brauchen. Deshalb sollten die Betreuungspersonen in den Einrichtungen ermuntert werden, sich impfen zu lassen. Dass der Anteil der Geimpften in den Pflegezentren unter demjenigen anderer Gesundheitseinrichtungen liegt, stimmt mich nachdenklich.

Morgen feiern wir Christinnen und Christen Himmelfahrt. Mit der Himmelfahrt drücken die biblischen Berichte aus, dass all das, was Jesus uns über Gott, die Liebe und Mitmenschlichkeit vorgelebt und gelehrt hat, für jeden Menschen und alle Zeit Gültigkeit hat.

Die Geschichte hat ihnen recht gegeben. «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst» oder «Alles was ihr wollt, dass es euch die Menschen tun, das sollt ihr auch ihnen tun». Diese und viele weitere Forderungen Jesu prägen bis heute unsere Gesellschaften. Es sind auch Orientierungspunkte, die uns den Weg aus dieser Pandemie weisen.

Also: Wie kommen wir zusammen wieder ins Fliegen? Indem wir einander Rückenwind geben– über die Generationen hinweg. Wir brauchen die Visionen und Träume der Jungen genauso wie die Besonnenheit der Erfahrenen. Und wir brauchen Menschen, die auch lange nach der Pandemie rücksichtsvoll, solidarisch und im Blick auf das Gemeinwohl handeln.

Christinnen und Christen leben mit den Visionen des Mannes von Nazareth, der zugesagt hat, uns mit seinem Geist zu beflügeln. Sind das zu optimis­tische Aussichten auf Postcorona? Mag sein, aber an Auffahrt schauen wir himmelwärts, um dann mit jugendlichem Aufwind in die Welt zu gehen. Denn so sagte ebenfalls Albert Schweitzer: «Du bist so jung wie Deine Zuversicht.»