In der Kartause Ittingen TG findet am 27. Februar ein gemeinsames Kurzseminar der EKS und des ÖRK zu einem besonderen gemeinsamen Ahnen statt: Person und Wirkung des Zürcher Pfarrers Adolf Keller. Die US-amerikanischen Kirchen wollten nach dem Ersten Weltkrieg die Beziehungen zu den europäischen Kirchen wiederherstellen. Dafür luden sie einen Vertreter der als neutral geltenden Schweiz ein. Die damalige «Kirchenkonferenz» delegierte den reisegewandten und mehrsprachigen Pfr. Adolf Keller in die USA. 1919 lernte er dort den «Federal Council of Churches» kennen. Nach seiner Rückkehr brachte er die Idee auf, eine vergleichbare Struktur für die reformierten Kirchen der Schweiz zu gründen. 1920 entstand so der Schweizerische Evangelische Kirchenbund SEK. Der renommierteste europäische Ökumeniker seiner Zeit prägte daraufhin 20 Jahre lang diese Institution.

Keller unterstützte auch die Arbeit der Bewegung für Praktisches Christentum (Life and Work), die die Anfänge der ökumenischen Bewegung darstellte. Sie mündete in die Gründung des ÖRK 1948. Ausserdem machte er sich für die Gründung einer ökumenischen Ausbildungsstätte in der Schweiz stark, die im Ökumenischen Institut in Bossey 1946 Gestalt annahm. «Mehr Kirchengemeinschaft in der Schweiz und mehr Kirchengemeinschaft weltweit: das war Adolf Kellers Kernanliegen. Es inspiriert uns bis heute», kommentiert Gottfried Locher, Präsident der EKS.

Die reformierten Kirchen der Schweiz haben 100 Jahre nach der Gründung den SEK Anfang 2020 in die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz EKS umgewandelt, um gemeinsam besser und intensiver in der Gesellschaft und Welt des 21. Jahrhunderts zu wirken. Die Schweizer Synode ist ein weiterer bedeutender Schritt, der den Zusammenhalt der Schweizer Kirchen fördert.

Die ÖRK-Kommission für Konsensus und Zusammenarbeit bearbeitet seit 20 Jahren dieses sensible Feld der sorgfältigen Meinungsbildung in einem Gremium mit unterschiedlichsten Kirchen und Kontexten. Sie hat zahlreiche Methoden der Konsensfindung entwickelt und erprobt. Die EKS lud die Kommission des ÖRK ein, ihre diesjährige ordentliche Sitzung in der Schweiz abzuhalten, um das gemeinsame Erbe und zukünftige Aufgaben miteinander zu vertiefen.

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