Hans-Ruedi Weber (1923–2020)

Weltreisender für den ÖRK und Missionar, der Kunst und Bibelauslegung verband

Hans Ruedi Weber
Hans-Ruedi Weber / © WCC archives B4240-36

«Das Studium der Bibel kann sich nicht nur auf die Bibel als literarisches Dokument konzentrieren, sondern auch auf die mündliche Überlieferung im Erzählen und Singen, als dramatische Handlung im Gottesdienst und in symbolischen Handlungen, als sichtbares Wort in der Kunst und als Quelle der Meditation.»

Hans-Ruedi Weber wurde 1923 in Ruchwil geboren. Nach seiner Ordination zum reformierter Pfarrer 1947 war er Missionar in Zentral-Celebes und Ost-Java. Er schloss 1966 sein Theologiestudium mit einer Promotion an der Universität Genf ab.

Weber nahm in seiner langen Tätigkeit beim Ökumenischen Rat der Kirchen ÖRK mehrere wichtige Positionen ein: Er war Leiter der Abteilung für die Laien (1955 bis 1961), stellvertretender Direktor und Professor am Ökumenischen Institut Bossey (1961 bis 1971) sowie Leiter der Abteilung Biblische Studien (1971 bis 1988).

Für den ÖRK reiste Weber durch die ganze Welt, um die biblische Arbeit der Kirchen in sehr unterschiedlichen Kontexten und Situationen zu fördern. 1961 begleitete er als junger Missionar Lesslie Newbigin zur Malua-Vollversammlung. Im November 1984 besuchte Weber als Moderator der ÖRK-Taskforce zehn Tage lang Samoa, und versuchte, den Groll zwischen der Kongregationalistischen Christlichen Kirche in Amerikanisch-Samoa und der Kongregationalistischen Christlichen Kirche in Samoa nach deren Trennung im Jahr 1980 zu heilen. «Er kam mit neuen liturgischen und biblischen Studienmaterialien zurück», so Agnès Abuom, Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, über Weber, «sein Gesicht strahlte immer vor Freude, wenn er auf eine der Inseln reiste oder wenn er von dort zurückkam.»

Eines von Webers bekanntesten Büchern war «Und kreuzigten ihn: Meditationen und Bilder aus zwei Jahrtausenden», in dem Kunstwerke zum Thema Kreuzigung mit biblischen Betrachtungen verknüpft werden. Es wurde in verschiedene Sprachen übersetzt. Ein weiteres, weit verbreitetes Buch von ihm: «Experiments with Bible Study». Es stellt Einzelpersonen sowie kirchlichen Gruppen Möglichkeiten vor, die Heilige Schrift durch Musik, Schauspiel und Bilder kennen zu lernen. Weitere Bücher: «The Book That Reads Me: A Handbook for Bible Study Enablers» (1995), «A Laboratory for Ecumenical Life: The Story of Bossey» (1996), «The Militant Ministry» (1963) und «Power: Focus for a Biblical Theology» (1989). Nach seinem Ausscheiden aus dem ÖRK 1988 unterrichtete Weber am Pacific Theological College in Suva (Fidschi).

«Seine festen Überzeugungen im Hinblick auf die oikoumene waren: eine Leidenschaft für die Welt, die oikoumene, die Gottes erste Liebe ist und in der Gott durch Gericht und Erlösung wirkt. Die Suche nach einem stärkeren Gehorsam gegenüber dem biblischen Glauben, um eine Orientierung für die prophetische Berufung der Kirchen zur Versöhnungsarbeit zu finden, und die Förderung einer ‚ökumenischen Konspiration‘, eines gemeinsamen Geistes und einer gemeinsamen Vision, die ein gespaltenes, sich selbst genügendes kirchliches Leben bekämpft und sich für ein glaubwürdigeres Zeugnis und einen glaubwürdigeren Dienst in der Welt einsetzt. Diese Aufgabe bildet hoffentlich weiterhin das Herz der oikoumene, auch wenn wir diese heute vielleicht mit anderen Worten beschreiben würden», so die Worte von Baldwin Sjollema, dem ersten Direktor des ÖRK-Programms zur Bekämpfung von Rassismus, über Weber.

Priester Prof. Dr. Ioan Sauca, Generalsekretär ad interim des ÖRK, betonte in seinem Nachruf, dass «Weber ein solides Vermächtnis für die ökumenische Bewegung hinterlässt, für die er sich mit grosser Leidenschaft einsetzte. Er hat Hunderte von Christen angeleitet, ihre eigenen Gaben und Fähigkeiten zu entwickeln, um kleine und grosse Gruppen zu befähigen, gemeinsam eine tiefere Begegnung mit der biblischen Botschaft zu erleben».