Im Bürenpark in Bern versammelten sich zum 20-jährigen Jubiläum der Frauenkonferenz 70 Teilnehmerinnen für ein festliches Frauenmahl unter dem Motto «Fördern – Fordern – Feiern». Nahrung für den Geist gab es zwischen den Gängen von Pionierinnen und Fachfrauen.

So erinnerte Roswitha Golder, erste Co-Präsidentin der Frauenkonferenz, an die Anfänge der Frauenbewegung und ihre persönliche Motivation, als eine von fünf Schwestern ihr Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen und ihre frauliche Identität zu akzeptieren. Sie stellte einen Mentalitätenwechsel fest: Auch Männer interessieren sich inzwischen für die Anliegen der Frauenbewegung. Mit Blick auf die Zukunft forderte Golder auf, Gendergerechtigkeit neu zu denken. «So träume ich von einer Kirche und von einer Gesellschaft, in der niemand diskriminiert wird, nicht aufgrund des Geschlecht, der Kultur, Ausbildung oder sozialen Position. Solange diese Vision noch nicht erreicht ist, muss die SEK-Frauenkonferenz ihre Arbeit fortsetzen. Unsere Kirchen, Schwestern und die Zivilgesellschaft brauchen uns.»

Irène Gysel, eine Pionierin der kirchlichen Frauenbewegung, sprach in ihrer Tischrede von lustvollen, kämpferischen Aufbrüchen Ende der 80er Jahre. «An grossen Podiumsveranstaltungen stritten wir leidenschaftlich mit Theologie-Professoren, die meisten noch nichts wissen wollten von feministischer Theologie und unglaubliche Sachen sagten.»

Corinne Dobler, Pfarrerin und Slam Poetin, ermunterte die Frau poetisch und provokativ: «Frau lebe dich.» Ein Appell, die Hingabe von Frauen und der Erde mehr zu schätzen.

Grüsse von Helvetia persönlich überbrachte Maya Graf, Nationalrätin der Grünen und Co-Präsidentin der Alliance F. Diese fordere mehr Frauen im Parlament. «Repräsentativ getroffene Entscheidungen sind nachhaltiger, da sollte es doch seit 40 Jahren klar sein, dass halbe-halbe gilt. Aber wir kämpfen seit einigen Jahren mit einem Backslash», erklärte sie und versicherte sich dem Rückhalt durch die Frauenkonferenz.

Judith Borter, Leiterin der Fachstelle Gender und Bildung der Reformierten Kirche BL, befasste sich zuletzt mit Ideen für eine zukunftsgerechte reformierte Kirche. Sie soll sich für verschiedene Lebensmodelle einsetzen, generationen- und milieuübergreifend sein. Ein Mittelweg zwischen Ursprung, Tradition und neuen Formen muss gefunden werden. «Konzentrierter, aber auch mit ein wenig mehr Leichtigkeit», sagte Borter. Sie wünsche sich eine Kirche, die Heimat ist und ihre relevanten Inhalte neu kommuniziert. «Was wir hier erarbeiten, soll nicht versanden», mahnte sie. Der Kampf um leitende Positionen gehe auch in der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS weiter.

Nach 20 Jahren hat die Frauenkonferenz nicht nur dafür gesorgt, dass ein Gleichstellungsparagraf in die neue Verfassung der EKS integriert wurde. Sie hat auch die Erhöhung des Frauenanteils in kirchlichen Gremien vorangetrieben. So dankte Gottfried Locher, Präsident des Rates SEK, den Frauen für ihr grosses Engagement. «Die Gleichberechtigung ist nicht selbstverständlich gekommen. Die Frauenkonferenz hat den Kirchenbund mitgeprägt.» Eine Kirche ohne Frauen? Unmöglich. Er ging auf den Auftrag der zukünftigen EKS ein: «Auch an Sie ergeht unser Auftrag, Jesu Evangelium in Wort und Tat zu verkünden. Was kann da die Frauenkonferenz spezifisch tun?»

Dorothea Forster und Adelheid Heeb verabschiedeten sich aus dem Ausschuss. Sabine Scheuter dankte Heeb als «Basisfrau im besten Sinne», die mutig und kritisch stets voranging. Forster verband die Frauenkonferenz enger mit den Evangelischen Frauen Schweiz EFS. Neu im Ausschuss ist seit Sommer 2019 die Präsidentin der EFS und Berner Pfarrerin Gabriela Allemann.